Die Gemeinde Wettringen, gelegen im landschaftlich reizvollen nordwestlichen Münsterland, ist eine der ältesten der Region.
Die Kirche wurde um das Jahr 800 von Karl dem Großen gegründet und war Mittelpunkt eines ausgedehnten Kirchspiels und Urpfarre für die späteren Gotteshäuser der Umgebung.
Wettringen wurde erstmals am 7. Juni 838 urkundlich erwähnt als der Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, Kirche und Hof von Wettringen ("Wateringas") dem Benediktinerinnenkloster Herford schenkte.Im Mittelalter betrieben die Edelherren von Wettringen von ihrer Burg in Langenhorst aus den Aufbau einer eigenen Herrschaft.
Zu dieser Zeit hatte Wettringen eine eigene Gerichtsstätte, "Freistuhl" genannt. Die Gerichte erhielten vom Kaiser weitergehende Befugnisse und entwickelten sich so zu den Landfriedens- und Femgerichten
Neben der Landwirtschaft spielten die Leinenweberei und der Leinenhandel, beginnend im 16. Jahrhundert, eine wichtige Rolle. Hieraus erwuchsen später zwei große industrielle Unternehmen. 1845 wurde die Tuchfabrik Cruse und Zeppenfeld erstellt, 1893 eröffnete die Fa. F.A. Kümpers eine Weberei. Die Weichen für die Industriealisierung der Gemeinde waren gestellt.
Am 10. Juni 1862 wurde der erste örtliche Bauernverein in Wettringen von Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst und 36 weiteren Bauern gegründet. Aus ihm ist später der Westf. Bauernverein hervorgegangen, der Vorgängerverein des heutigen Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). Ein Findling vor dem Rathaus erinnert noch heute an die Gründung.
Die jetzige Pfarrkirche St. Petronilla wurde 1862/63 erbaut. Das älteste und wertvollste Kunstdenkmal in der Kirche ist der romanische Taufstein, der der Zeit um 1250 zugeordnet wird. Der Taufbrunnen hat heute noch seinen Platz in der Kirche.
Kurz vor dem Ende des II. Weltkrieges, der auch in Wettringen tiefe Wunden hinterließ, genau am 31. März (Karsamstag), rückten englische Panzer ein. Zwei Tage später quartierten sich die Soldaten im Ort ein und gaben erste Befehle an die Bevölkerung. Ende des gleichen Jahres setzte der Zustrom der "Vertriebenen" ein, vorwiegend Schlesier, insgesamt wurden über 1200 Menschen aufgenommen.
Im Ortskern, nahe der neugotischen Kirche, steht auf historischem Boden in der Aa-Niederung das Haus Ahlers. Es ist ein altes westfälisches Bauernhaus aus dem 16. Jahrhundert, das nach der Wiedererrichtung im November 1987 eingeweiht wurde. Es dient heute als Heimathaus der Tourismusförderung und als Begegnungsstätte.
In den Jahren 1920 bis 1921 wurde auf dem Rothenberge Berg die „Villa Jordaan“ nach Plänen des Münsteraner Architekten Alfred Hensen errichtet. Die Villa wird heute von der Westfälischen-Wilhelms-Universität Münster für Tagungen und Seminare genutzt.
Wettringen hatte 1885 aufgrund der schlechten Wirtschaftslage nur 2124 Einwohner, 1858 waren es noch 2503. Wenige Monate nach dem Ende des II. Weltkrieges, am 31.10.1945, betrug die Einwohnerzahl 3905. Heute hat die seit Jahrzehnten stetig wachsende Gemeinde mehr als 8.000 Einwohner.
Im Jahr 2013 feierte Wettringen die 1.175-Jahrfeier mit einem großen Festumzug als Höhepunkt. Ca. 15.000 Besucher verfolgten den Festumzug, an dem sich mehrere hundert Menschen beteiligten.
Weitere Informationen zur Geschichte Wettringens sind in folgenden Büchern zu finden:
- Wilhelm Brockpähler, Gemeinde Wettringen (Hrsg.): Beiträge zur Heimatgeschichte von Wettringen. Zur 1100-Jahrfeier, Wettringen Juli 1938.
- verschiedene, Gemeinde Wettringen (Hrsg.): Festschrift zur 1150-Jahrfeier der Gemeinde Wettringen. Zur 1150-Jahrfeier, IVD GmbH & Co. KG, Ibbenbüren, Wettringen 1988.
- Engelbert Rauen, Lothar Hempel, Gemeinde Wettringen (Hrsg.): Chronik der Jahre 1988-2012. Zur 1175-Jahrfeier, IVD GmbH & Co. KG, Ibbenbüren, Wettringen 2012.