Kreis Steinfurt/Wettringen. Der Glasfaserausbau im Kreis Steinfurt ist ein Erfolgsmodell. Bereits jetzt steht über 90 Prozent der Haushalte und Unternehmen ein Glasfaseranschluss zur Verfügung – im Bundesdurchschnitt sind es nach einer im November 2024 durchgeführten Marktanalyse 43,2 Prozent, in ganz NRW 40 Prozent.
In einer Glasfaserkonferenz diskutierten am Dienstag hochranginge Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Zukunft der digitalen Infrastruktur in der Region und in ganz Deutschland. Eingeladen zu der Veranstaltung in der Bürgerhalle Wettringen mit rund 60 Gästen hatte die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft Steinfurt (WESt), deren Geschäftsführer Christian Holterhues auch die Moderation übernahm.
NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur, die an dem Tag terminlich verhindert war, teilte aus Düsseldorf mit: "Ein flächendeckendes Glasfasernetz ist der Schlüssel für die digitale Zukunft unseres Landes. Der Kreis Steinfurt zeigt, wie es geht: Er treibt den Ausbau entschlossen voran, stärkt damit die regionale Wirtschaft und setzt ein starkes Zeichen für andere Regionen in NRW und ganz Deutschland. Wir als Land stehen fest an der Seite der Kommunen und werden sie weiterhin mit voller Power unterstützen."
Auch Dr. Martin Sommer, Landrat des Kreises Steinfurt, hob die Vorreiterrolle des Kreises hervor: "Unser Kreis hat frühzeitig die Bedeutung einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur erkannt. Mit einer Versorgungsquote von über 90 Prozent zeigen wir, was durch gemeinsames Engagement von Kommunen, Kreis und Anbietern möglich ist. Wir sind stolz darauf, beim Glasfaserausbau eine Vorreiterrolle einzunehmen und hoffen, dass unser Weg anderen als Beispiel dienen kann."
Ein besonderes Augenmerk der Glasfaserkonferenz lag auf den Herausforderungen, die sich aus dem weit fortgeschrittenen Ausbau im Kreis ergeben – Herausforderungen, mit denen andere Landkreise erst in Zukunft konfrontiert werden und die somit Modellcharakter über die Region hinaus haben. Dabei ging es um die Frage, was mit den letzten wenigen Prozenten an Adressen passiert, die noch keinen Zugang zum Glasfasernetz haben. "Mit einer Glasfaserversorgung von mehr als 90 Prozent der Haushalte und Unternehmen im Kreis Steinfurt sind wir schon sehr weit fortgeschritten, jedoch möchten wir eine Versorgung von 100 Prozent erreichen. Deswegen ist es umso wichtiger, uns bereits heute intensiv darüber Gedanken zu machen, wie wir auch die Kleinstlücken erschließen", erläuterte Anna Schulte, Projektleitung Breitband vom Kreis Steinfurt.
"Diese letzten Lücken liegen zum allergrößten Teil nicht im Außenbereich der Kommunen, sondern mitten in den Ortskernen, die eigentlich schon komplett ausgebaut sein sollten. Eine mögliche Ursache hierfür ist eine zu knappe Leitungsreserve im Netz. Das zeigt sich unter anderem daran, dass häufig Neubauten betroffen sind", so Ingmar Ebhardt, Breitbandkoordinator des Kreises Steinfurt. Damit ist auch klar: Bei steigender Netzauslastung und zunehmender Nachbebauung werden die Probleme in den Ortskernen potentiell größer. Um proaktiv gegenzusteuern, führt der Kreis Steinfurt gemeinsam mit dem Unternehmen syte aus Münster ein innovatives Pilotprojekt durch. Mithilfe künstlicher Intelligenz werden gezielt Nachverdichtungs- und Bebauungspotenziale im Ortszentrum identifiziert und ortsgenau bestimmt.
"Wir setzen auf innovative Technologien zur Nachverdichtungsanalyse. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz können wir automatisiert potentielle Bauflächen im Ort identifizieren und genau bestimmen, wie viel Wohnfläche dort entstehen kann. Die gewonnenen Daten können den Anbietern als Entscheidungsunterstützung für eine nachhaltige Netzplanung zur Verfügung gestellt werden", erklärte Anika Meisters, Senior Key-Account-Managerin der syte.
Wettringens Bürgermeister Berthold Bültgerds begrüßte, dass die Gemeinde Teil dieses innovativen Pilotprojekts ist: "Unser Ziel ist es, allen Bürgerinnen und Bürgern sowie der lokalen Wirtschaft die Teilhabe an moderner digitaler Infrastruktur zu ermöglichen."
Neben dem Thema Nachverdichtung der Glasfaserinfrastruktur stellte sich auf der Konferenz auch die Frage nach der Zukunft der alten DSL-Kupfernetze. Denn Glasfasernetze sind deutlich leistungsstärker und energieeffizienter. "Langfristig ist die Abschaltung der Kupfernetze die logische Konsequenz", erklärte Prof. Dr.-Ing. Stephan Breide von der FH Südwestfalen im Rahmen seines Vortrags. Er ging auch darauf ein, welche Herausforderungen die Abschaltung mit sich bringen würde und welche Hindernisse dieser Entwicklung entgegenstünden. "Ganz wesentlich wird es sein, dass die Kunden beim Wechsel auf die Glasfaser in der Regel die Möglichkeit haben, auch weiterhin bei ihrem bisherigen Telekommunikations-Anbieter zu bleiben. Für diesen ‚Open Access‘ brauchen wir auf allen technischen Ebenen klare Regeln."
Auch aus Sicht der Telekommunikationsanbieter ist der weitere Ausbau von Glasfasernetzen eine große Herausforderung. Christof Sommerberg, Bereichsleiter Public Affairs bei Deutsche Glasfaser, stellte klar: "Der Glasfaserausbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Während in anderen Kreisen und Kommunen der erste Glasfaserausbau erst ansteht, stehen wir in Steinfurt schon vor der Herausforderung, auch die letzten Prozente der Haushalte anzuschließen und zukunftsfähige Lösungen für diese Adressen zu finden. Zugleich müssen wir als investierendes Unternehmen aber profitabel sein. Das erfordert Einsatz und Kooperation aller Beteiligten. Wir freuen uns sehr über das Engagement und die Impulse aus dem Kreis Steinfurt. Wir haben längst noch nicht alle Probleme gelöst, aber gemeinsam sind wir auf einem guten Weg!"
Mit der Glasfaserkonferenz hat der Kreis Steinfurt ein weiteres Zeichen für die digitale Zukunft gesetzt. Durch innovative Projekte, eine vorausschauende Strategie und den Schulterschluss zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zeigt sich einmal mehr: Der Kreis Steinfurt denkt weiter – und setzt Maßstäbe für den Glasfaserausbau in Deutschland.
Gruppenbild oben: Tauschten sich über den Glasfaserausbau und Herausforderungen für die Zukunft im Kreis Steinfurt und ganz Deutschland aus (v.l.): Berthold Bültgerds, Bürgermeister Wettringen, Anna Schulte, Projektleitung Breitband Kreis Steinfurt, Anika Meisters, syte GmbH, Christof Sommerberg, Bereichsleiter Public Affairs bei Deutsche Glasfaser, Ingmar Ebhardt, Breitbandkoordinator Kreis Steinfurt, Hans-Peter Beyer, Referatsleiter Glasfaserausbau NRW-Wirtschaftsministerium, Landrat Dr. Martin Sommer, Prof. Dr.-Ing. Stephan Breide, FH Südwestfalen und Christian Holterhues, WESt-Geschäftsführer.
Begrüssungstalk: Zu Beginn der Veranstaltung standen Landrat Dr. Martin Sommer und Bürgermeister Berthold Bültgerds dem Geschäftsführer der WEST, Christian Holterhues, kurz Rede und Antwort.
Bildnachweise: Kreis Steinfurt
Pressemitteilung des Kreises Steinfurt.